Wir sind ein Team von 4 Leuten und wir arbeiten ehrenamtlich als Sterbebegleiter. Unsere Gruppe hat sich den Namen „Brückenbauer“ gegeben. Der Name ist bewusst gewählt, weil wir Brücken aus unserer Gruppe hinaus in die Zivilgesellschaft bauen wollen und natürlich auch Brücken für Menschen anbieten, die sich für unsere Arbeit interessieren.

In diesem Kontext haben wir uns letzten Herbst überlegt, was könnten wir während der bundesweiten Hospizwoche anbieten. Der Gedanke lag nahe, da ja eine mediale Begleitung durch Werbung und Ankündigung im Fernsehen stattfinden würde und deshalb eine gewisse Sensibilität für das Thema vorhanden sein könnte.

Und unsere Idee war, eine Lesereihe anzubieten, mit verschiedenen Texten zu den Themen „Sterben, Tod und Trauer“. Und wenn sich so eine Idee verfestigt, macht man sich Gedanken, wie sie umsetzbar sein könnte und davon will dieser Bericht erzählen.

 

Suche nach einem Ort für die Umsetzung

Wir waren uns einig, dass wir eine Kirche finden wollten. Orte strahlen etwas aus, wenn wir sie betreten und wir strahlen etwas zurück. Seien es unsere Gedanken, Gefühle oder Erfahrungen. Ein Konzertsaal strahlt etwas anders aus als ein Unterrichtsraum. Mancher wird beim Betreten eines Kirchenraumes das Gefühl kennen, dass dieser Raum etwas ausstrahlt. Er ist gefüllt mit Erinnerungen, mit Gedanken, mit Hoffnungen, mit Sorgen und mit Glück. Um das zu spüren, braucht man nicht unbedingt ein religiöser Mensch sein.

Die Kirche war schnell gefunden, der Hausherr fand das Vorhaben auch gut, direkt am Marktplatz in Bruchsal gelegen hatte sie auch den Vorteil, dass sie sich für ‚Laufpublikum‘ vortrefflich eignete.

Nachdem der Ort gefunden war, ging es an die Umsetzung der Idee.

 

Struktur/Format der Veranstaltung

Wir wollten eine Struktur, die eine Regelmäßigkeit (6 Vorlesungen in einer Woche), eine feste Zeit und immer die gleiche Länge (von 12.00 Uhr bis 12.30 Uhr).

Dann wollten wir Texte vorlesen, die sich mit unseren Themen (Sterben, Tod und Trauer) beschäftigen.

Ein weiterer Punkt der Struktur war, dass wir nicht über die Texte diskutieren wollten. Das hatte zwei Gründe:

  • Wir wollten die Menschen nicht aus ihren Gedanken herausholen. Ihnen stattdessen Raum für ihre eigenen geben, denen sie noch nachgehen konnten, indem sie noch in der Kirche blieben oder sie einfach mit nach Hause nahmen.
  • Kirchenräume laden nicht zum Gedankenaustausch ein. Die wenigen, die kommen, verteilen sich auf eine große Fläche, vereinzelt in Bänken (was durch Corona noch verstärkt wurde) und meistens weit weg vom Vorlesenden.

Der Ablauf der Lesung verlief so, dass zu Beginn 5 Minuten ein Musikstück gespielt wurde, das im Idealfall die Anwesenden aus ihrem Alltag herausnehmen sollte, den sie gerade mitbringen und zum Thema hinführt.

Dann folgte 20 Minuten Lesung mit einem oder mehreren Texten, ein oder zwei Vorleser/innen.

Zum Abschluss nochmal 5 Minuten Musik, um das gehörte wirken zu lassen.

Die Technik war in der Kirche hervorragend. Man musste nur das Mikrofon anstellen und sofort einen klaren Sprachsound, der auch den letzten im hintersten Winkel erreichte. Das war wunderbar.

Im Vorraum zur Kirche hatten wir noch unsere Informationen ausgelegt und jeder Gast wurde persönlich begrüßt.

 

Texte

Julian Barnes:              „Lebensstufen“

Johann Peter Hebel:    „Kannitverstan“

Zsuzsa Bank:               „Sterben im Sommer“

Moni Nilsson:                „Soviel Liebe“

Tanja Raich:                 „Wir steigen hoch“

Dennis Schmees:        „Der Tag, an dem meine Schwester starb“

 

Erfahrungen

Es gab sehr positive Reaktionen der Leute auf die verschiedenen Texte beim Hinausgehen. Die Lesungen wurden im Schnitt von 7 bis 13 Personen besucht, sodass wir cirka 60 Besucher hatten.

Wir als Veranstalter fanden das als Erfahrung sehr positiv und hatten unsere Freude an den Veranstaltungen.

 

Ausblick

Wir werden im Oktober dieses Jahres die Reihe wiederholen. Natürlich mit neuen Texten, am gleichen Ort und derselben Struktur.

Des Weiteren werden wir innerhalb der Woche in Kooperation mit der Stadtbibliothek Bruchsal einen Leseabend zu hospizlichen Themen anbieten, das heißt, wir lesen Texte und diskutieren -bei Bedarf- hinter darüber. Wir sind gespannt, ob so ein Format angenommen wird und haben bereits 2 weiter Leseabende im Oktober und Januar 2023 geplant.

 

Text: Peter Holzer, Foto: Claudia Leitloff