Der erste Termin am 11.Oktober war dem Buch „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ von Gabriele von Arnim gewidmet.

Nach einführenden Worten durch die Bibliotheksleiterin Frau Petra Droll, skizzierte der Sterbebegleiter Peter Holzer die verschiedenen Lebensstationen der Autorin. Anschließend nahm er die Zuhörer mit in die Zeit, in der Gabriele von Arnim sich über Nacht als Frau eines Kranken wiederfand. Ihres Mannes, der nach zwei Schlaganfällen nicht mehr sprechen, nicht mehr gehen und nicht mehr schreiben konnte. Aber nach wie vor „wasserhell denkt“, wie sie schreibt. Ein zehn Jahre währendes „bedrängtes Leben“.

 

Peter Holzer liest uns von den Veränderungen vor:

* den Inneren wie den Äußeren, die in diesem neuen Leben notwendig sind,

* von den Gedanken über den Tod und vom Tod,

* von der Rund-um-die-Uhr-Betreuung ohne Privatsphäre,

* von Vereinsamung und Einsamkeit und

* vom Leben ohne ihn, nach dem er gestorben ist.

 

Gabriele von Arnim hat einen offenen, nichts ausschmückenden Schreibstil. Schonungslos legt sie mit einer kühlen, sprachlich anspruchsvollen Wortwahl das Schicksal bloß, das sie über zehn Jahre mit ihrem kranken Mann getragen, geteilt und gelitten hat. Sie schildert keine Idylle. Es wird gestritten, gebrüllt und verziehen. Und sie sagt, Liebe muss sein, Ich kann nicht jemand pflegen, den ich nicht mag; dann bin ich nicht freundlich, nicht liebevoll.

Was nicht immer leicht zu lesen – zu hören – war, hat die dunkle, getragene Stimme von Peter Holzer ohne aufgesetzte Dramatik zu einem wahren Hörerlebnis gemacht.

Wolfgang Köblers Gitarrenspiel begleitete die Pausen mit ruhigen Melodien und stimmte die Zuschauer nach der Lesung auf die anschließende Diskussion ein.

Diese begann mit einer Diskussion über Sterbebegleitung und der Aufgabe eines Hospizdienstes und endete, wie so oft im Umfeld dieses Themas, mit einem Austausch, der auch persönlichen Schicksalen und Erlebnissen Raum gab.

 

Die nächste Lese- und Gesprächsrunde findet am 15.November um 19 Uhr wieder in der Stadtbibliothek Bruchsal statt.

Bericht: Anette Föllmer und Peter Holzer

Bilder: Anette Föllmer